Holli so habe ich Dich genannt, es ist der Name der Göttin, die seit der Steinzeit bekannt ist, als die Großmutter unter der Erde, sie nimmt die toten Seelen auf und schickt sie wieder hinaus ins Leben. F Denn Frau Holle hat uns dich geschickt. Aus einem Traum der nie zu Ende geträumt werden möchte. Denn wir sind es, die uns die Wirklichkeit erschaffen, durch unsere Träume und Wünsche. Danke für Dich für Dein Leben hiermit uns gemeinsam zu gehen. Dein schwarzes weiches Fell über das meine Hände so oft gleiteten, in der Liebe zu verstehen. Deine lange Mähne, die dir das Fliegen ermöglicht, wie weite Schwingen, die sich öffnen, um frei zu sein. Deine grazile Art zu laufen mit Deinen schnellen dünnen Beinen. Deine feien gespitzten Ohren, Deine großen klugen Augen, die mich beobachteten, sobald ich den Stall betrat, Dein Wiehern, wenn du mich im Stall hörtest. Danke für alles was du mir geschenkt hast. Dein feiner Atem der mich berührt. Deine unendliche Weisheit, welche Du verkörpert hast.
All das hoffen und verstehen wollen ist vorbei. Der Glaube daran es wird alles gut ist doch nur ein Glaube keine Gewissheit keine Versicherung.
Die Frage der Schuld braucht nicht mehr gestellt zu werden, denn es gibt keine Schuld.
Durch Deinen Tod durfte ich das erfahren, das alles Leiden ein Ende hat. Das neue Wege es zu beschreiten gilt. Das der Wandel sich in mir vollzieht in dem das alte stirbt. Alle die Gefühle des Mangels des bedürftig seins sind hinfort, die Freude auf das neue auf das was dahinter liegt ist der Trost, der mir zu teil wird. Ganz werden heil. Ich sehe Dich wie Du Deinem Weg mutig entgegen gegangen bist im vollen Vertrauen das ich und Eva weiß was das Beste für Dich ist.
Es ist Herbst geworden, die Bäume färben sich gelb, es heißt alles stirbt in der Natur. Der Baum lässt seine Blätter los, welche ihm das Jahr über gedient haben. Holli sieht mich an, sie will keinen Schritt heute gehen alles ermuntern, doch mit mir ein paar Schritte zu laufen, sind vergeblich. Als wenn sie sagen würde Almut ich kann nicht. Lass los lass mich los, es ist alles gesagt und getan. Die Zeit ist gekommen zu gehen. Hilf mir diesen Schritt zu gehen.

 

Da ich jetzt schon lange mit den Gedanken einhergehen über Holli zu schreiben oder über ihre letzten Tage hier am Hof. Weiß ich noch nicht wie ich anfangen soll.

Am Tag bevor ich die Entscheidung traf Holli nicht mehr länger diese Schmerzen oder dieses Leiden ertragen lassen zu müssen, ging ich abends zu ihr auf die Koppel. Es war schon dunkel, aber dennoch warm für einen September Abend. Es war still weiter weg hörte ich das Grasen der anderen Pferde.

Holli lag etwas abseits, sie hatte es nicht weiter geschafft nur bis dort hin, wo ein Gang endete und sich in die große Wiese öffnet. Dort nahm ich ihre Siluette in der Dunkelheit wahr. Die Vorderbeine umgeschlagen, den Kopf in einer anmutigen Haltung getragen über dem Körper.

Froh dar über sie in der Dunkelheit ausgemacht zu haben, bewege ich mich auf sie zu. Sie verharrt in der gleichen Haltung. Ihr schwarzes Fell war eins mit der Dunkelheit um sie herum. Ich kniete mich neben sie, um sie zu streicheln. Vorsichtig streiche ich über ihr warmes weiches Fell. Mir ist bewusst, dass es vielleicht das letzte mal ist, sie so bewusst zu berühren. Denn innerlich habe ich die Entscheidung bereits getroffen.

Voller Vertrauen neigt sie ihren Kopf in meine Richtung, es gibt nichts was zwischen uns steht alles ist getan alles gesagt. Und doch bricht es aus mir heraus Liebe Holli ich habe alles getan was in meiner Macht steht Dir hier auf dieser Erde ein schönes Leben zu bereiten. Doch für Dich Holli beginnt nun eine neue Reise. Du wurdest uns geschenkt und nun lassen wir dich los du bist nun wirklich frei. Dort hin wo du gehst werde ich nachkommen und ich freue mich dir dort wieder begegnen zu können.

Ihr feines zartes Fell gleitet durch meine Finger. Eine tiefe Verbundenheit zwischen unseren Seelen kann ich nur erahnen, doch sie hat mich begleitet 10 Jahre lang und sie verkörpert das was es loszulassen gilt. All das Leiden all das in sich selbst gefangen sein und all den Mangel, den wir nun endlich hinter uns lassen dürfen.

Ihre feinen wohl geformten Ohren, deren Spitzen sich berühren wollen, lauschen in die Dunkelheit und meinen Worten. Doch sie schweigt es ist ein unendlich langes Schweigen ohne einen Laut Stille.

Und ich höre nur Meiner eigenen Stille zu, welche sich ausdehnt und weit wird grenzenlos.

Jetzt wo du mich am meisten brauchst, bin ich für Dich da liebe Holli.

 

 

 

Ich streiche noch lange über ihren noch warmen Körper, Tränen rinnen über meine Wangen, das immer wieder Schluchzen wollen vor Schmerz, den es zu durchleben gilt.